Die Marihuana-Industrie in den USA wächst zur Milliarden-Branche. Foto: Ingo Sommerfeld / Depositphotos

Die Marihuana-Industrie in den USA wächst zur Milliarden-Branche. Foto: Ingo Sommerfeld / Depositphotos

Denver (US-Bundesstaat Colorado) – Einen Monat nach der Legalisierung von Marihuana in Colorado wächst in dem US-Bundesstaat die Angst vor Räubern. Der Grund: Banken verweigern sich, das Geld der Marihuana-Händler anzunehmen – diese haben deshalb oft große Mengen Bargeld dabei.

Der schlimmste Überfall geschah laut des US-Fernsehsenders NBC im Jahr 2010 in Newport Beach in Kalifornien. Dort wurde der Besitzer einer “Marihuana-Apotheke” überfallen und anschließend mit einem Bunsenbrenner und Bleichmittel gequält. Zum Schluss schnitten die Täter dem Mann den Penis ab – nur um zu erfahren, wo der Mann das Bargeld versteckt.

Die Marihuana-Lobby benutzt diese Geschichte, um darauf hinzuweisen, wie dringend es ist, dass Banken Bargeld von legalen Drogenhändlern annehmen.

In Colorado hat es in den sechs Wochen seit der Legalisierung noch keine derart brutalen Überfälle gegeben. Aber: “Jeder in der Branche hat Alpträume”, sagt Michael Elliot von der “Marijuana Industry Group”. “Wenn man einen 7-Eleven überfällt, kriegt man 20 Dollar. Wenn man eine ‘Apotheke’ überfällt, kann man an einem guten Tag 300.000 Dollar holen”, sagt er.

Laut NBC hat es in den vergangenen Wochen mindestens acht Überfälle von einem einzelnen Team gegeben. Der Fernsehsender zählt 317 Einbrüche und sieben Raubüberfälle in den vergangenen zwei Jahren – bei insgesamt 325 Marihuana-Firmen. Das hieße, jedes zweite Geschäft ist einmal überfallen worden.

Marihuana-Branche erwartet drei Milliarden Dollar Umsatz in diesem Jahr

Auch in anderen Bundesstaaten haben Marihuana-Ausgabestellen ähnliche Sorgen. Die New York Times berichtet von Ryan Kunkel in Seattle, der mit rund 50.000 Dollar Bargeld zur Steuerbehörde rasen muss – voller Panik, dass ihn jemand dabei überfallen könnte. Mit dem Geld zahlt er seine Steuern.

Um die Dimensionen zu erfassen: Die Cannabis-Branche geht davon aus, dass der Umsatz dieses Jahr drei Milliarden Dollar umfassen könnte – alles Bargeld.

Das Problem: Marihuana ist in den USA auf Bundesebene weiterhin illegal, auch wenn zahlreiche Staaten eine medizinische oder private Nutzung erlauben. Deshalb wollen viele Banken nichts mit dem Geschäft zu tun haben, aus Angst, dass sie bestraft werden könnten.

Die Marihuana-Branche muss deshalb kreativ werden: Die Geschäfte schleppen tausende Dollar in Supermärkte, um Zahlungsanweisungen zu besorgen. Oder sie eröffnen unter falschen Angaben Bankkonten und sprühen das Bargeld ein, damit es nicht nach Marihuana riecht.

Zudem würden immer mehr Sicherheitsmänner angestellt. Doch auch diese machen sich Sorgen. Polizist Ed Thomas, Partner in einer Sicherheitsfirma, die bereits bei zwei Weltmeisterschaften, vier Amtseinführungen von Präsidenten und 30 Super Bowls gearbeitet hat, ist skeptisch: “Es gibt einige ziemlich böse Jungs”, sagt er gegenüber NBC. “Es ist nur ein Frage der Zeit bis… Nun, darüber will ich gar nicht erst nachdenken.”

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