Delaware (US-Bundesstaat Ohio) / Useriner Mühle (Mecklenburg-Vorpommern) – Ein Sexualstraftäter, der vor mehr als zehn Jahren vor einer Verurteilung in den USA nach Deutschland geflohen war, könnte theoretisch fast hundert Jahre im Gefängnis bleiben. Frank Hertel war im November 2011 in Mecklenburg-Vorpommern gefasst worden und steht derzeit in Ohio vor Gericht.
Der 51-Jährige bekannte sich am Dienstag schuldig. Dadurch wird ein Prozess unnötig. Hertel war bereits im US-Bundesstaat Arizona zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren verurteilt worden. In Ohio erwarten ihn 19 bis 95 Jahre. Wie der “ Ohio Dispatch ” schreibt, wird die Gefängnisstrafe in Arizona auf die in Ohio angerechnet. Theoretisch könnte Frank Hertel also mit 71 Jahren frei kommen.
Wie die Tageszeitung schreibt, hatte Hertel seine heute 31-jährige Tochter zwischen 1993 und 1995 regelmäßig in Ohio missbraucht . Die Familie zog später nach Arizona, wo der Sexualstraftäter weiter machte – deshalb auch die beiden unabhängigen Prozesse.
Dort wurde er wegen der Taten festgenommen. Doch bevor Hertel ins Gefängnis gesteckt werden konnte, gelang ihm 2001 die Flucht mit seiner Frau und dem Sohn nach Mecklenburg-Vorpommern – der Vater war vor dem Prozess auf Kaution freigekommen, das Urteil von 20 Jahren Haft fiel in Abwesenheit.
In Deutschland betrieb er unter dem Namen Markus Hertel eine Kneipe. Wie der Nordkurier schreibt, veranstaltete er in Useriner Mühle sogar Kinderfeste.
Laut New York Daily News war die Tochter, Heather O., ihrem Vater durch Zufall auf die Schliche gekommen.
Sie hatte im Jahr 2009 den Namen ihres Vaters gegoogelt und war dabei auf einen Artikel über ihren Großvater gestoßen, der in London wegen Steuerhinterziehung verhaftet worden war. Sie kontaktierte Personen, die den Artikel kommentiert hatten, und fand so heraus, wo ihr Vater steckte.
Die 31-Jährige sagte am Montag vor Gericht aus. Sie berichtete, dass sie lange abhängig war und bis heute keine echte Beziehung zu Männern aufbauen könne. Zu ihrer Mutter bestehe keinerlei Kontakt – die habe sich auf die Seite des Sexualstraftäters gestellt.
Der Vater behauptete vor Gericht, dass er sich schuldig bekenne, um den Fall für seine Tochter abzuschließen. Die Staatsanwaltschaft glaubt das nicht: Hertel ist in Arizona in Berufung gegangen, dort könnte also ein weiterer Prozess anstehen.