Selkirk (Kanada) – Ein Mann, der 2008 in einem Greyhound-Bus einem 22-Jährigen den Kopf abgetrennt hat und damit durch den Bus stolziert ist, bekommt knapp sechs Jahre nach der Tat Freigang und darf unbegleitete Ausflüge unternehmen.
Diese Entscheidung einer Kommission sorgt in Kanada für Entsetzen – zu frisch sind noch die Erinnerungen an den brutalen Mord an Tim McLean, und zu groß ist die Angst der Anwohner von Selkirk.
Die Tat, wegen der Vince Li zwar nicht verurteilt wurde, dafür aber in die Psychiatrie kam, geschah am Abend des 30. Juli 2008 auf einer Busfahrt von Edmonton nach Winnipeg.
Der damals 40-jährige Mörder setzte sich während der Fahrt in dem Greyhound-Bus neben Tim McLean, seinem Opfer. Als dieser eingeschlafen war, zückte Li plötzlich ein Messer, stach auf sein Opfer ein und trennte den Kopf ab. Anschließend stolzierte er mit dem Kopf durch den Bus. Vor den Augen der Polizei aß der Täter dann Teile des Körpers von Tim McLean.
Im März 2009, also vor fünf Jahren, endete der Prozess gegen den Täter. Wegen seiner Schizophrenie konnte Vince Li nicht verurteilt werden; stattdessen kam er ins Selkirk Mental Health Centre.
Nun soll sich der Mann über immer längere Zeiträume frei bewegen können, wie die Zeitung “ Winnipeg Sun ” schreibt. Zunächst soll er 30 Minuten lange Freigänge genießen, bei denen er nicht unter Aufsicht steht – Li durfte bereits mit einem Begleiter nach Winnipeg reisen.
Die Freigänge sollen langsam verlängert werden, so dass der Mörder irgendwann einen ganzen Tag lang Ausgang hat.
Entschieden worden war dies von einer Kommission, die am Montag mit dem behandelnden Psychiater konferiert hatte. Dieser hatte die Ausgänge empfohlen. Seinen Angaben zufolge reagiere Li, der weiterhin unter Schizophrenie leidet, sehr gut auf die Behandlung und verstehe, wie notwendig die Medikamente seien. Das Risiko, das er wieder gewalttätig werde, sei gering.
Gegenüber “ Vice ” beschreibt der Vorsitzende der Schizophrenie-Gesellschaft von Kanada, Chris Summerville, Vince Li als “idealen Patienten”. “Er hatte keinerlei Auseinandersetzungen mit den anderen Patienten in sechs Jahren”, sagt Summerville.
Der Experte betont, dass Menschen nicht plötzlich rückfällig würden – es gebe Warnzeichen, bevor etwas passiere. “Ich denke nicht, dass Menschen in der Gemeinde Angst vor ihm haben sollten.”
Doch die Kommentare etwa in der Winnipeg Sun sprechen eine andere Sprache: “In Selkirk passieren Unfälle”, schreibt einer. Und ein anderer fragt, was die Eltern des Opfers denken würden. Laut “ National Post ” wünscht sich die Mutter, dass der Greyhound-Mörder für immer eingeschlossen bleibt.